Plotten oder nicht plotten?

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Bei der Frage, wie viel Vorbereitung man in die Struktur einer Geschichte oder eines Romans stecken sollte, scheiden sich die Geister. Manche Schriftsteller bereiten minutiös mit Grafiken, Zetteln und Listen ihren Handlungsablauf vor. Andere schreiben einfach drauf los und lassen ihre Geschichte sich selbst entwickeln. Beide Vorgehen führen am Ende zu einem Roman, und es gibt hier keine richtige oder falsche Methode. Aber wahrscheinlich gibt es eine, die besser zu dir passt. Im Folgenden habe ich dir Gründe aufgeschrieben, die für die jeweilige Herangehensweise sprechen, so dass du leichter die für dich passende herausfinden kannst. Plotten oder nicht plotten, das ist hier die Frage.

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Was ist Plotten eigentlich?

Wenn du dir die Frage stellst, ob du plotten oder nicht plotten sollst, weißt du vielleicht schon, was der Begriff bedeutet. Vielleicht hast du dich aber auch bisher intuitiv für eine der beiden Vorgehensweisen entscheiden – so, wie es viele Schriftsteller tun, die einfach beginnen zu schreiben, ohne sich in der Theorie damit auseinanderzusetzen.

Eine Geschichte zu plotten bedeutet, ihren Handlungsablauf strukturiert festzulegen, bevor du mit dem eigentlichen Schreiben loslegst. Du kannst hier mit Karten arbeiten, Diagrammen oder auch spezieller Software. Wichtig ist, dass du Figuren, Orte und Handlungen bereits vorher definierst. Du baust also vor der Arbeit an deinem Text eine Struktur auf, die du dann nach und nach mit Leben füllst.

Plotten oder nicht plotten – was spricht dafür?

Drei Gründe fürs Plotten

Eine Struktur gibt dir Sicherheit.

Gerade, wenn du noch nie einen Roman geschrieben hast, fällt es dir wahrscheinlich leichter, dich an einer Struktur zu orientieren. Statt einfach drauf los zu schreiben, kann es dir Sicherheit geben, wenn du weißt, du fängst erst mal damit an, Raum und Zeit für die Einleitung festzulegen, Wendepunkte der Geschichte festzulegen und dich anschließend an dieser Struktur zu orientieren.

Diese Sicherheit ist nicht zu unterschätzen. Wenn dir Selbstzweifel kommen und du dein Projekt am liebsten an den Nagel hängen würdest, hilft dir ein gut vorbereiteter Plot, dich erst mal auf die kleinen Schritte zu konzentrieren und dich nicht von der Größe der Aufgabe abschrecken zu lassen.

Das Schreiben wird leichter.

Wenn du viel Zeit in die Vorbereitung deines Plots gesteckt hast, wird das Schreiben deutlich einfacher. Du hast dir durch den Plot nämlich automatisch einzelne „Päckchen“ angelegt, die du Stück für Stück abarbeiten kannst.

Das kann auch motivierend wirken, denn du weißt, welche einzelnen Aufgaben auf dich warten, und hast schon eine Vorstellung davon, auf welches Ziel du hinarbeitest. Gerade die Tatsache, dass du das Ende der Geschichte schon kennst, kann die Arbeit daran sehr befriedigend machen und dich in einen Flow-Zustand versetzen. Und wenn du an einem Tag mit einer bestimmten Stelle haderst, kannst du auch eine andere vorziehen. Du bist nicht an den Ablauf deines Romans gebunden, sondern kannst die einzelnen Szene in der Reihenfolge schreiben, die du selbst dir aussuchst.

Wenn du mehr zum Thema Flow wissen willst, findest du alle relevanten Informationen in meinem Artikel.

Fehler in der Geschichte fallen dir früher auf.

Nichts ist ärgerlicher, als in der eigenen Geschichte an einen Punkt zu kommen, an dem du merkst, das funktioniert so alles nicht. Dinge, die du am Anfang geschrieben hast, ergeben plötzlich keinen Sinn mehr, und wichtige Punkte, die du jetzt brauchst, hättest du besser früher eingeführt. Einfach so in den vorderen Kapiteln ändern geht aber auch nicht, ohne dass du alles umschreibst.

Mit einem gut durchdachten Plot wird dir so etwas nicht passieren, denn du kannst dir überlegen, welche Informationen du wann einführen möchtest, bevor du die erste Zeile schreibst. Und dir fällt auch schon vor der eigentlichen Arbeit am Roman auf, ob irgendwelche Einzelheiten nicht zusammen passen. Damit kannst du dir eine Menge Ärger ersparen.

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Drei Gründe, die gegen das Plotten sprechen

Eine zu starre Struktur kann deine Geschichte an Grenzen führen.

Was dir Sicherheit gibt, kann dich natürlich genau so gut einschränken. Wenn du deinen Plot im Vorfeld festgelegt hast und während des Schreiben feststellst, dass du eine der Figuren lieber in eine ganz andere Richtung entwickeln würdest, kannst du das nicht tun, ohne deinen Plot zu ändern.

Tatsächlich ist das nicht ganz unüblich. Die Figuren, über die man schreibt, werden während des Schreibens immer eigenständiger: Die Charaktereigenschaften und die Hintergründe, die du ihnen gegeben hast, machen es sehr unwahrscheinlich, dass sie bestimmte Dinge tun oder lassen. Das fällt dir beim Plotten vielleicht nicht auf, ganz sicher aber beim Schreiben der Geschichte.

„Reißbrett-Romane“ sind eine Zumutung.

Ein wichtiger Punkt, der gegen das Plotten spricht, ist, dass man es wie mit allem im Leben damit auch übertreiben kann. Ich habe schon einige Romane erlebt, deren Entstehung am Reißbrett oder am Computer man direkt vor Augen hat, wenn man sie liest. Alle Informationen werden zum richtigen Zeitpunkt eingeführt, es gibt exakt die richtige Anzahl an Figuren und aus handwerklicher Sicht gibt es wirklich nichts zu meckern.

Romane, denen man den Plot förmlich ansieht, sind dann aber leider zu glatt, weil man ihnen die fehlende Kreativität anmerkt, die Starre, die ein zu eng gefasster Plot der Entwicklung der Story auch über die Kernhandlung hinaus setzt.

Plotten ist nicht notwendig

Die Frage „Plotten oder nicht plotten“ macht es ja schon deutlich: Man hat die Wahl. Und die hat man vor allem deswegen, weil es eben auch funktioniert, ohne dass man plottet. Bevor du deinen ersten Roman schreibst, ohne vorher einen Plot festzulegen, mag das nur schwer vorstellbar sein. Aber tatsächlich brauchst du keinen Plot, um einen konsistenten und in sich stimmigen Roman zu schreiben.

Manche Schriftsteller sagen, dass die Geschichten in ihnen sind und quasi unabhängig von ihnen selbst existieren und deswegen auch ohne Plot „rund“ wirken. Meine Vermutung ist eher, dass gerade Schriftsteller, die selbst sehr viel lesen, ein so ausgeprägtes Gespür für die Elemente einer Geschichte haben, dass sie sich gar nicht mehr in Einzelheiten damit befassen müssen.

Ich hoffe, diese Gründe helfen dir bei deiner Entscheidung, ob du in Zukunft plottest oder nicht. Ich selbst habe beides schon gemacht. Im NaNoWriMo habe ich innerhalb eines Monats einen Roman einfach aus mir herausfließen lassen. Auf Grund der Zeit ging das auch gar nicht anders. Bei meinem aktuellen Projekt (und auch schon bei früheren) arbeite ich mit einer Struktur, die es mir erleichtert, mich in der Geschichte zurechtzufinden. Den Handlungsverlauf selbst zeichne ich jedoch nicht vor.

Wie hältst du es mit der Frage „Plotten oder nicht plotten“? Hast du deine präferierte Vorgehensweise schon gefunden? Dann lass es mich gerne in den Kommentaren wissen.

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